Samhain, Halloween und Morrigane
Der Jahreskreis kommt mir wie ein Riesenrad auf dem Jahrmarkt vor. Wir sitzen in der Gondel und rauschen gerade nach unten. Es stoppt und eine dunkle Gestalt erscheint: Morrigan – die dunkle Göttin der Winterzeit nimmt Platz an unserer Seite. Am 1. November beginnt nach dem alten keltischen Kalender ihre Herrschaft. Der Winter hält Einzug. Die Zeit der Innenschau beginnt. Wir agieren nicht mehr soviel im Äußeren, sondern können uns die Zeit nehmen und abends eine Kerze zu entzünden. Die Fahrt im Riesenrad hat ihren Tiefpunkt noch nicht erreicht. Erst nach der Wintersonnenwende, nimmt sie wieder an Höhe zu. Die Tage werden wieder länger. Damit ist auch schon die Frage beantwortet: Warum fallen im Herbst die Blätter von den Bäumen? – Damit im Frühling neue wachsen können. Altes geht, damit Neues entstehen kann. Der Tot ist nicht das Ende, sondern Teil eines Kreislaufs.
„Selbst wenn ich wüsste, dass morgen die Welt untergeht, würde ich heute ein Apfelbäumchen pflanzen.“ Martin Luther (1483-1546)
Halloween: Alter Totenbrauch ist jetzt Kinder-Spuk
Samhain ist zusammen mit Imbolc, Beltane und Lughnasadh eines der vier großen keltischen Jahresfeste. Samhain wurde beginnend am Vorabend in der Nacht zum 1. November und an diesem Tage mit einem Feuer gefeiert. Kinder und Jugendliche verkleideten sich als Geister, Hexen und Dämonen. Als Wegleuchte für die Geister wurden Kerzen in ausgehöhlte Rüben gesteckt. Ein Brauch, der in den vergangenen Jahren über Amerika in Form der größeren Kürbisse wieder zu uns zurückgekehrt ist. “Süßes oder Saures”, rufen die Kinder heute und machen Halloween zu einem Grusel-Spektakel. Das Samhainfest ist durch das christliche Allerheiligen ersetzt worden, der Abend davor ist heute weltweit als Halloween (all Hallows eve) bekannt.
Der Reformator Martin Luther wusste, dass zum Hochfest Allerheiligen viele Leute in der Kirche zu Wittenberg sein werden. Deshalb hat er seine 95 Thesen auch am Tag vorher an die Kirchentür genagelt – Reformationstag ist daher der 31. Oktober. Der November ist weltweit der Monat des Gedenkens der Verstorbenen.
Am Tag der Toten (Dia de los muertos) ziehen in Mexiko die Familien auf die Friedhöfe um mit den Toten ein Fest zu feiern. Nach altmexikanischem Glauben kommen die Toten einmal im Jahr zum Ende der Erntezeit zu Besuch aus dem Jenseits und feiern gemeinsam mit den Lebenden ein fröhliches Wiedersehen mit Musik, Tanz und gutem Essen.
Der Ahnen-Altar
Für unsere Ahnen haben wir im Haus ein kleines Holzschränkchen an der Wand befestigt. Dort nähren wir unsere Ahnen mit Liebe, Gebeten usw. Wir ehren sie bewusst in diesem verschließbaren Altar. Indem wir sie dort wissen, wollen wir sie im heiligen (mythischen) Platz halten. Wir ehren die Ahnen an ihren Geburts- und Todestagen sowie ganz besonders in der Heiligen Nacht auf den 1. November.